Die dicke Buche im Gemeindewalde Seitert zu Lintgen

In dem Gemeindewalde Seitert zu Lintgen steht eine mehrere hundert Jahre alte Buche, die unter dem Namen „die dicke Buche“ bekannt ist. Dieselbe hat einen Umfang von 4,20 und eine Höhe von ungefähr 20 Meter. Das mächtige Laubdach dieser Buche gewährt im Sommer den Vögeln Schutz zur Nachtzeit und bei stürmischem Wetter.

Diese altehrwürdige Buche ist ein sagenreicher Baum. Vor vielen Jahren soll ein alter Schäfer von Plankenhof sich ein Vergnügen daraus gemacht haben, die Vögel, welche nachts auf der dicken Buche ein Obdach suchten, zu necken; deshalb sei er in eine Nachteule verwandelt worden und müsse nun in einer unzugänglichen Felsschlucht des sogenannten Königskellers hausen, bis die dicke Buche unter des Holzhauers Axt gefallen sei; dann erhalte er seine menschliche Gestalt zurück.

Wer aber, gemäß der Volkssage, die Axt an die dicke Buche legt, wird noch am nämlichen Tage sterben oder ein ähnliches Schicksal wie der alte Schäfer erleiden. Nach dem Fall der Buche aber werden nicht nur sämtliche Bäume des Seitertwaldes nicht mehr an Wachstum zunehmen, sondern auch ihre Feuchtigkeit verlieren und verdorren.

Indes scheint des merkwürdigen Baumes Los entschieden zu sein, indem er bei dem nach einigen Jahren dort vorzunehmenden Holzschlage nicht mehr verschont bleiben soll. Wer aber wird es wagen, die Axt gegen den verhängnisvollen Baum zu schwingen?

Zollbeamter J. Wolff

Quelle: Nikolaus Gredt, Sagenschatz des Luxemburger Landes, Luxemburg 1883