Der Hungerbrunnen bei Esch a.d. Alzet

Auf der Gemarkung Esch, östlich der Stadt, wenn man nach Kayl geht, unweit der Rümelinger Höhl, befand sich, bevor die Erzbergwerke in Betrieb gesetzt waren, eine Quelle, genannt der hongerige Bur. Diese Quelle ist heute gänzlich versiegt und die jetzige Generation weiß kaum mehr die Stelle anzugeben, wo dieselbe geflossen. Bloß einige alte Escher können sich noch erinnern, dieselbe fließen gesehen zu haben. Diese Quelle, so hieß es früher im Volksmund, war gewöhnlich, namentlich in guten Jahrgängen, versiegt. Floß dieselbe aber, so war dies von schlimmer Vorbedeutung, und man erwartete mit Bestimmtheit Missernte, Teuerung und Hungersnot.

Andere behaupten, die Quelle sei regelmäßig in den Jahren wieder zum Vorschein gekommen, da wichtige politische Ereignisse eintraten, und sei stets vor Ausbruch eines Krieges geflossen; man zitiert besonders das Jahr 1794, in welchem die Ortschaft Esch von den Franzosen eingeäschert wurde.

Joh. Schmit

Quelle: Nikolaus Gredt, Sagenschatz des Luxemburger Landes, Luxemburg 1883