Der Klackebur zu Schüttringen

Im Wiesental unterhalb Schüttringen befindet sich ein Ort, der noch heute allgemein im Volksmund „de Klackebur“ genannt wird. Darüber berichtet die Sage folgendes:

Als zu Ende des 18. Jahrhunderts die Franzosen überall im Luxemburger Lande die größten Grausamkeiten verübten, kamen dieselben auch eines Tages zum Schrecken der Einwohnerschaft nach Schüttringen, drangen in das Pfarrhaus ein und verlangten Geld und Lebensmittel. Der Pfarrer, ein ehrwürdiger Greis, gab ihnen, was sie verlangten. Darauf begaben sie sich in die anderen Häuser des Dorfes; überall fanden sie scheinbar freundliche Aufnahme. Trotzdem konnten sie den Ort nicht verlassen, ohne eine Untat zu verüben. Einige Franzosen erstiegen den Kirchturm und warfen die beiden Glocken herab. Dann brachten sie dieselben auf einem Karren in das Wiesental und warfen sie in einen dort befindlichen Brunnen. Dieser Brunnen, der heute noch besteht, heißt seit dieser Zeit im Volksmund „de Klackebur“.

Abweichend berichtet eine zweite Sage: Vor vielen Jahren entstand einmal mitten im Sommer eine große Feuersbrunst. Schon war die Hälfte des Dorfes ein Raub der Flammen geworden, und noch immer gelang es nicht, dem verheerenden Elemente Einhalt zu tun: bei der großen Hitze waren die Brunnen vertrocknet und nur mühsam konnte das Wasser zum Löschen aus der Syr herbeigeschafft werden. Als der Brand sich immer näher zum Gotteshause heranwälzte, kletterten einige beherzte Männer in den Turm, um die Glocken zu retten. Auf einem Karren brachten sie dieselben ins Wiesental unterhalb Schüttringen und warfen sie in einen Graben, wo sie dieselben in Sicherheit glaubten. Als die Männer aber am folgenden Tage die Glocken nach Schüttringen zurückbringen wollten, waren dieselben so tief in den Boden gesunken, dass man sie nicht mehr auffinden konnte. Dort liegen die Glocken noch bis auf den heutigen Tag, und diesem Umstande verdankt der „Klackebur“ seinen Namen.

Luxemburger Land, III. Jahrg., Nr. 31

Quelle: Nikolaus Gredt, Sagenschatz des Luxemburger Landes, Luxemburg 1883