Die Kobolde auf dem Kirchhofe zu Mamer

Zu Mamer war der Totengräber, ein Trunkenbold und als Dieb berüchtigter Mann, auf dem Kirchhofe in der Christnacht beschäftigt, eine Gruft zu graben. Da kam ein Junge des Weges daher und sang. Darüber ergrimmt, sprang der Totengräber auf ihn los und prügelte ihn. Nachher wollte er sich durch einen Schluck aus seiner Branntweinflasche laben, da sah er „vier Gräber weit“ vor sich ein Männlein in weißen Kleidern sitzen mit herausgereckter Zunge. Die Angst erfasste ihn und er wollte fort; der Geist aber hielt ihn zurück, und da er sich sträubte, schlug jener mit einem Hämmerchen auf ein Metall, so dass es einen klingenden Ton gab. Da ward Licht in der Sakristei und zwölf andere Kobolde erschienen, packten den Totengräber und stießen ihn in eine offene Gruft, wo sie ihn in eine Ecke drängten. Da sagte der erste Kobold, er sei kalt, und man brachte ihm in einer Schaufel Feuer, das er trank. Man forderte auch den Totengräber auf zu trinken, und da er sich weigerte, goss man ihm das Feuer mit Gewalt in den Mund. Dann schlugen sie jeder seine Beine ihm über den Rücken, so dass sie den Kopf zwischen die Beine pressten. Endlich warfen sie ihn wieder hinauf auf den Kirchhof, wo er ohnmächtig liegenblieb. Am anderen Tage war er krank, und die Beulen, die er am Körper trug, überzeugten ihn, dass er nicht geträumt hatte.

Quelle: Nikolaus Gredt, Sagenschatz des Luxemburger Landes, Luxemburg 1883