Wäscherinnen am Kaselter Bach bei Lintgen

Dort wo die „Kaselter Bâch“ bei Lintgen ihren Ursprung nimmt, stand früher eine hohe Buche, von welcher, wie man sich erzählt, oft rotgekleidete Musikanten kurz vor Ausbruch eines Gewitters eine sanfte Musik ertönen ließen. Zu gleicher Zeit hörte man vom Rande der Quelle her nach dem Takte der Musik das wilde Schlagen und Klopfen von mehreren Wäscherinnen. Nach der Volkssage sollen diese Regen und Sturm hervorgebracht haben, indem sie mit ihren Waschbleueln das Wasser bis zu den Wolken emporspritzten.

Niemand wagte diese sonderbaren Erscheinungen zu beobachten oder gar zu stören; denn, wäre er auch so groß wie ein Riese gewesen und hätte Muskeln gehabt so stark wie Eisen, diese Wäscherinnen würden ihn im Nu zermalmt oder durch einen einzigen Schlag auf der Stelle getötet haben. So soll ein Reisender, der beim Ertönen der gespenstischen Musik einen Pfiff getan, sofort vom Blitze erschlagen worden sein. Ferner erzählt man sich, dass zwei Schustergesellen, welche in angetrunkenem Zustande von der Lorenzweiler Kirmes zurückkehrten und auf diese Erscheinung schimpften, dermaßen „gekarbatscht“ worden seien, dass man sie des anderen Tages mit zerrissenen Kleidern, zerfleischten Gesichtern und eingeschlagenen Hirnschädeln am Rande des Kaselter Baches als Leichname aufhob.

J. Wolff

Quelle: Nikolaus Gredt, Sagenschatz des Luxemburger Landes, Luxemburg 1883