Die vier Ritter

Der böse Walter von Egmont hatte schon manchen schlimmen Streich verübt und noch immer ließ ihn der Graf von Holland zufrieden. Als er aber einmal des Letztern Stallungen abgebrannt hatte, da nahm ihn dieser unversehens auf Dircks van Rietwyck Schloss gefangen und führte ihn nach Heemskerk, wo er ihn in sichern Gewahrsam bringen ließ.

Als die Kunde davon sich verbreitete, beschlossen vier Brüder aus einem edeln Hause von Holland, ihren Herrn zu erlösen. Sie bewaffneten sich also mit Beilen, Hämmern und Knütteln, zogen vor Heemskerk und machten daselbst einen so gewaltigen Lärm, dass die Wächter glaubten, ein ganzes feindliches Heer liege vor den Mauern, und sich auf alle Weise zu retten suchten. Die vier Ritter aber erkletterten ein Fenster, drangen in das Schloss, schlugen noch fünfzehn Soldaten, welche sich zur Wehr stellen wollten, nieder und erlösten also ihren Grafen, mit dem sie noch in derselben Nacht wieder in Egmont anlangten.

Zur Dankbarkeit schlug Walter alle vier zu Rittern und nannte Jacob, der zuerst in die Gefängniskammer gedrungen war, Herrn Jacob van der Kamer, den zweiten, der zumeist mit dem Beile sich gewehrt, Jan van de Byl, den dritten, der durch Klopfen und Rumoren am Thore die Wächter gescheucht, Cornelis Klopper, und den vierten, der seine Kodde (Knüttel) gar wacker geschwungen hatte, Peter Kodde. Die Familien dieser vier Brüder wurden in der Folge sehr ausgedehnt, der Aelteste aus jeder aber hatte noch zu Soeterbooms Zeit das Recht, frei in den egmontischen Besitzungen jagen zu dürfen.

Quelle: Johann Wilhelm Wolf, Niederländische Sagen, Leipzig 1843