Stimme aus dem Brunnen

An der Nordseite des Waldes Creil wohnte ein Mann mit Namen Iglo Tadema, welcher dort herum viel Land und Eigentum besaß. Dieser wollte einen Brunnen graben lassen, um daraus Wasser zu seinem Behufe zu schöpfen, und als er schon tief gegraben hatte, verwunderte er sich sehr, dass noch kein Wasser kam. Da ging er nach Hause und erzählte solches; als er aber zum zweiten- und drittenmale zu dem Loche wiederkehrte, um zu sehen, ob noch kein Wasser gekommen sei, hörte er eine laute Stimme, welche rief: Flieht aus diesem Lande! Da erschrak er sehr und schaute in die Tiefe, ob von da aus kein Wasser zu fürchten sei. Endlich sah er, dass langsam Wasser aus der Erde drang, und befahl seinem Sohne, mit einer Leiter hinunter zu steigen und ein wenig von dem Wasser herauf zu holen. Als der Sohn solches getan hatte, schmeckten sie Beide das Wasser und es war so salzig, als wenn sie es der naheliegenden Nordsee entschöpft hätten. Dieses versetzte sie zur Stunde in Nachdenken und sie glaubten, die Weissagung des Gottes Stavo werde erfüllet werden, welche der Gott gesprochen hatte, nämlich, dass das Feuer, welches ehedem dem roten Clif entstiegen war, nach Verlauf vieler Zeit in eine kalte Materie verwandelt würde. Sie schwiegen aber von der Sache und kündeten sie Keinem, und als Iglo Tadema starb, verkaufte sein Sohn die Stelle und zog nach Geesterland.

Quelle: Johann Wilhelm Wolf, Niederländische Sagen, Leipzig 1843