Entstehung des Mondsees
Wo sich heute der Mondsee ausbreitet, stand vor alten Zeiten inmitten fruchtbarer Äcker und Wiesen ein Pfarrdorf, überragt von einer trutzigen Burg.
Der Schloßherr, seiner frommen Ahnen unwert, war ein grausamer Raubritter, der Furcht und Greuel in der Gegend verbreitete. Doch das Gericht Gottes erreichte ihn. Eines Tages erschien dem Priester des Dorfes die heilige Maria und wies ihn an, mit seinen Pfarrkindern den Sündenort zu verlassen. Die Dörfler glaubten ihrem Pfarrherrn, sammelten alle bewegliche Habe und zogen traurig, aber gehorsam von dannen.
Als der Burgherr die Scharen sah, lachte und spottete er über ihre Angst, ließ ein Festmahl rüsten und verbrachte mit seinen gottlosen Gesellen den Tag in Jubel und Schwelgerei.
Die Nacht brach an. Da erhob sich ein gräßliches Unwetter, die Erde erbebte, aus allen Spalten quoll und gurgelte die Flut, die Burg barst unter fürchterlichem Getöse und versank mit allen Bewohnern.
Über der Stätte breitete sich allmählich eine weite Wasserfläche weithin aus. Von seiner Halbmondform erhielt das Gewässer den Namen Mondsee.
Hans Fraungruber
Quelle: Österreichisches Sagenkränzlein, Hans Fraungruber, Wien, Stuttgart, Leipzig 1911
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Norbert Steinwendner, Dezember 2006.
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