Hans Heiling-Felsen bei Eger
Nahe dem Dorfe Aich ragt an der Eger eine Felsgruppe empor, die im Volksmunde „Hans Heiling-Felsen“ genannt wird. Es ist ein Hochzeitszug, der hier zu Stein erstarrte; noch sieht man das Brautpaar, den Brautvater und die Hochzeitsgäste, die mit gefalteten Händen in den Fluß hinunterstarren.
Die Sage erzählt von dem Zauberer Hans Heiling, der vor Zeiten in jener Gegend gelebt. Er war mit einem Mädchen verlobt, das sich aber von ihm abwandte, als es vernahm, daß Heiling, dessen Reichtum sie geblendet, mit dem Bösen im Bunde stehe. Sie gab ihre Hand einem jungen, braven Handwerker, der sie zur Frau verlangte.
Als nun der Hochzeitszug fröhlich am Ufer des Egerflusses dahinschritt, versperrte plötzlich Hans Heiling den Weg. Mit wütender Gebärde rief er den Teufel herbei: „Satan, vernichte mit diese! Ich erlasse dir dafür den Rest deiner Dienstzeit!“
„Wohlan,“ antwortete eine fürchterliche Stimme, „was su willst, soll geschehen, aber nun bis tdu mein!“ Ein sausender Wirbelsturm stürzte Hans Heiling über den Fels hinab ins aufschäumende Wasser, der Hochzeitszug aber erstarrte vor Entsetzen zu Stein.
Hans Fraungruber
Quelle: Österreichisches Sagenkränzlein, Hans Fraungruber, Wien, Stuttgart, Leipzig 1911
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Norbert Steinwendner, Dezember 2006.
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