Die Macocha

Unweit Blansko in der „Mährischen Schweiz“ tut sich der ungeheure Erdspalt der Macocha auf.

Der Name bedeutet Stiefmutter und die Sage erzählt, daß eine Bäurin, die ihrem leiblichen Kinde die Erbschaft nach dem Vater sichern wollte, ihr Stiefkind listig an den Rand des Erdsturzes gelockt und hinabgestoßen habe. Eine vorspringende Wurzel rettete das Kind vor dem schrecklichen Ende. Die Empörung über das tückische Verbrechen flammte im Volke derart auf, daß die zusammengeströmte Menge das ruchlose Weib in den Erdspalt schleuderte. Das Ereignis blieb im Gedächtnisse der nachfolgenden Geschlechter und das düstere Felswunder trägt für immerwährende Zeiten den Namen Macocha (Stiefmutter).

Hans Fraungruber

Quelle: Österreichisches Sagenkränzlein, Hans Fraungruber, Wien, Stuttgart, Leipzig 1911
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Norbert Steinwendner, Dezember 2006.
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