Die Schweden vor Brünn
Als die Schweden im Dreißigjährigen Kriege die Stadt Brünn belagerten, schwur Torstensohn am Mariahimmelfahrtsmorgen, daß er noch vor dem Mittagsläuten Meister des Platzes sein müsse. Alsbald ließ er das Geschütz aufstellen und die Scharen zum Sturme sich bereit halten. Während dieser Vorrichtungen aber fiel allmählich ein dermaßen dichter Nebel, daß die Belagerer kaum untereinander, geschweige denn der Stadt ansichtig werden konnten, wodurch viel Verwirrung unter ihnen entstand. Endlich war doch Ordnung hergestellt und der Sturm sollte beginnen. Da fingen auf einmal alle Glocken der Stadt von selbst an zu läuten und in den Nebelwolken oder dem Dome erschien die seligste Jungrau Maria, wie zum Schutze die Arme ausbreitend, wie ihr Bild noch an unzähligen Kirchen und Häusern Mährens zu sehen ist. – Zornig, sein Vorhaben vereitelt zu sehen, kommandierte der Schwedengeneral zum Abzug.
Das geschah um elf Uhr vormittags und zur Erinnerung an die wundersame Befreiung der Stadt wurde von nun an täglich um elf Uhr auf dem Petersberge zu Mittag geläutet.
Quelle: Österreichisches Sagenkränzlein, Hans Fraungruber, Wien, Stuttgart, Leipzig 1911
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Norbert Steinwendner, Dezember 2006.
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