Gefährliches Frühstück

Eines Vormittags zur Jausenzeit trat aus einem Stollen des Steirischen Erzberges in Eisenerz ein Häuer in den hellen Sonnenschein heraus, um in der klaren, nach dem heftigen Regen gereinigten Hochgebirgsluft sein Frühstücksbrot zu verzehren. Er sah sich nach einem geeigneten Plätzchen um und entdeckte nicht weit von sich eine umgestürzte, leere Karbidtrommel. Er stellte seine brennende Karbidlampe auf den Boden neben die Trommel und schwang sich selbst auf den nach oben gekehrten Trommelboden.

Er hatte kaum die Kaffeeflasche ausgepackt und an den Mund gesetzt, da flog die Trommel mit ihm unter einem lauten Knall in die Luft. Die Karbidreste der Trommel hatten sich auf dem nassen Boden zersetzt und das so entwickelte Azetylengas hatte an der offenen Lampe Feuer gefangen.

Unserem Häuer ist nicht viel geschehen. Er kam mit einem arg geprellten Hinterteil davon. Aber leeren Karbidtrommeln soll er seitdem in weitem Bogen aus dem Wege gegangen sein.

Mitgeteilt von Berghauptmann Hofrat Dipl.-Ing. Dr. Viktor Wenhart.

Quelle: Paul Ippen, Denk- und Merkwürdiges aus dem österreichischen Bergbau, Wien 1965, S. 18.
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