Irrtum

Im Jahr 1916 nahm ein Leobener Montangeologe an einer bergmännischen Erforschung in Anatolien teil. Ein mohammedanischer Koch namens Achmed sorgte für das leibliche Wohl der Teilnehmer. Einmal blieb einer der Teilnehmer im Zelt zurück, um einen dringenden Bericht abzufassen. Zur Mittagszeit besuchte er die Küche. Achmed hantierte fleißig mit Töpfen und Kochlöffel. Auf einem Balken stand ein Wecker und daneben lag ein Kompass. Aha, dachte der Geologe, Achmed scheint ein Präzisionskoch zu sein, trotz des gemauerten Herdes, der nur aus ein paar Ziegeln und einer darauf gelegten Blechplatte bestand.

Da rasselt der Wecker. Es war 12 Uhr. Achmed springt zur Seite, erwischt eine Teppichrolle, nimmt den Kompass und im nächsten Augenblick verrichtet er auf dem ausgebreiteten Teppich, das Gesicht gegen Mekka gerichtet, das vorgeschriebene Gebet und lässt das Mittagessen ruhig prutzeln.

Mitgeteilt von Bergdirektor Dipl.-Ing. Georg Schistek.

Quelle: Paul Ippen, Denk- und Merkwürdiges aus dem österreichischen Bergbau, Wien 1965, S. 19.
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