13. [Tiere reden]

In Ober- und Nieder-Österreich und dem angrenzenden Ungarn glaubt man, daß um 12 Uhr in der Christnacht alle Thiere [sic] reden können. Die Thiere stecken die Köpfe zusammen, und theilen einander mit, was sie während des ganzen Jahres erduldet haben und was sie im künftigen Jahre erwarten. Viele Bauern wagen es nicht, in dieser Nacht die Thiere zu benützen; das reden, meinen sie, sei die einzige Freude, die ihnen Gott gewährt habe; das reden müsse sie entschädigen für die Last des ganzen Jahres. Oft horcht man an der verschlossenen Stallthür, ob man nicht etwas von dem Thiergespräche erlauschen könne. Allgemein erzählt man, daß Pferde ihrem horchenden Herrn seinen baldigen Tod vorhergesagt haben. 1)

1) S. meine Alpensagen S. 342.

Quelle: Mythen und Bräuche des Volkes in Österreich. Theodor Vernaleken, Wien 1859. S. 290f
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Claudia Hackl, Mai 2005.
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