28. [Das Königsreiten]

In österr. Schlesien ist das Königsreiten ein Volksfest des ackerbautreibenden Landvolkes. Es reiten nämlich am Pfingstmontage der Dorfrichter u. a. aus der Gemeinde auf schönen Pferden ins Feld und umreiten langsam und mit Andacht ihre Äcker, singen fromme Lieder oder beten. Sie hoffen dadurch den Segen Gottes für ihre jungen Saaten zu erflehen, und Wetterschäden davon abzuhalten. Wer das schönste Pferd bei dieser Feierlichkeit hat, der wird als König anerkannt. Nachmittags begeben sich dann alle Bauern zum Könige, welcher ein schwarzes Schaf braten lassen muß. Jeder Bauer nimmt ein Bein (einen Knochen) von diesem Schafe und steckt dasselbe am andern Morgen vor Sonnenaufgang in die Saaten, damit dieselben gedeihen.1)

An einigen Orten wird das "Saatreiten" in ähnlicher Weise abgehalten und zwar am Pfingstsonntage.

1) Wuotan verleihet Fruchtbarkeit. Vergl. Grimm Myth. 231.

Quelle: Mythen und Bräuche des Volkes in Österreich. Theodor Vernaleken, Wien 1859. S. 306
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Claudia Hackl, Mai 2005.
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