30. [Johannesfeuer]

In der Gegend von Warnsdorf (Böhmen) erzählt man sich, daß das Johannisfeuer (24. Juni) von einer Begebenheit im Leben des h. Johannes seinen Ursprung habe. Derselbe muste sich einst vor seinen Feinden flüchten. Im Schutze der Dunkelheit erreichte er glücklich einen Berg; seine unermüdlichen Verfolger erblickten ihn und kamen ihm immer näher. Da wurde er aber plötzlich ihren Blicken entzogen, indem eine Flamme aus der Erde hervorbrach. Daher die Johannisfeuer auf den Bergen.

Bei St. Pölten glaubt man, der h. Johannes habe während der Taufe im Jordan eine brennende Kerze getragen, daran erkannten ihn seine Verfolger; als sie ihn ergreifen wollten, sahen sie plötzlich eine Menge Lichter, und dadurch wurden sie irre geleitet. Zum Andenken daran sind jene Feuer.

Von den Knaben werden die alten Besen das ganze Jahr hindurch gesammelt und sorgfältig bis zum Johannisabende versteckt gehalten. Die werden dann am Johannisabende auf den Höhen angezündet, im Kreise geschwungen und unter Jubel in die Luft geworfen.

In der Umgegend von Deutsch-Brod, Mährisch - Trübau u. a. O. wird ein Faß mit Pech oder Ther bestrichen, über den Berg hinab gerollt, nachdem man es angezündet hat.

Überall in Böhmen und Mähren werden die lodernden Brände im Kreise umgeschwungen und die Reste auf die Felder gebracht.

Quelle: Mythen und Bräuche des Volkes in Österreich. Theodor Vernaleken, Wien 1859. S. 307
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Claudia Hackl, Mai 2005.
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