9. [Ein Riese verzaubert]
Es läßt sich dieser mythische Zug, das gebanntsein in Berge,
weiter in das flämische Gebiet hinein verfolgen, z. B. nicht weit
von Porenba (Auschwitz bei Krakau) ist ein Hügel, auf welchem sich
ein steinerner Sessel befindet. Dort soll ein Riese gewohnt haben, dessen
Unterthanen ebenfalls Riesen waren. Eine Zauberin hasste die Riesenfamilie
so sehr, daß sie Schlangen und Drachen dem Riesen zur Bekämpfung
entgegenschickte. Als sich der Riese rächen wollte, ward er in einen
Hügel verzaubert. Aus demselben wird er erst dann befreit, wenn wieder
eine Riesenfamilie auftritt, oder er muß das Ende der Welt dort
erwarten. Bis zu der Zeit schlafen die Unterthanen, er aber kämpft
unaufhörlich mit den Drachen, die ihn nicht ruhen lassen. Manche
haben ihn auch schon auf einem weißen Rosse sitzen und den Hügel
umreiten sehen, wobei Feuerfunken von seinem Leibe flogen.
Quelle:
Mythen und Bräuche des Volkes in Österreich. Theodor Vernaleken,
Wien 1859. S. 121
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Claudia Hackl, März 2005.