17. [Das Geldwittern]

Man glaubt in Österr. Schlesien allgemein, daß das Geld weches man eingräbt nicht an derselben Stelle bleibt, sondern nach einigen Jahren an einer anderen Stelle sich befindet. In mancher Nacht bemerkt man das Geld in Feuer auflodern und herumziehen, welches man das Geld wittern nennt. Merkt man sich diese Stelle, so kann man den vergrabenen Schatz gewinnen, wenn man am Palmsonntage, während in der Kirche die Leidensgeschichte gelesen wird, nachsucht, da zu dieser Zeit alle vergrabenen Schätze offen sind.

Wenn man einen solchen Schatz sieht, so wirft man einen Rosenkranz oder ein Gebetbuch darauf, nicht aber einen Stein oder ein Messer, weil sonst das Geld verschwindet.

Lange Zeit eilten Bewohner von Cheynow (in Böhmen) am Palmsonntage jedes Jahres zu einer Fichte, unter welcher ein Geizhals sein Geld vergraben habe. Ein frommer Mann sah einmal unter der Fichte eine Flamme; zufällig fiel sein Rosenkranz darauf, das Feuer verschwand und an der Stelle lag ein blankes Goldstück.

Quelle: Mythen und Bräuche des Volkes in Österreich. Theodor Vernaleken, Wien 1859. S. 137
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Claudia Hackl, März 2005.