28. [In den Sumpf gebannt]

Die nordische Valhöll ist in der deutschen Sage vertreten durch die holen Berge, in welche die Helden entrückt sind, und die Vorstellung von der Helle ist großenteils übergegangen auf die Tiefen der Berge, wo die Zwerge Hausen oder auf die Tiefen der Gewässer, wo die Wassergeister auf Erlösung harren.

Bevor wir zu diesen übergehen, theilen wir einige Sagen mit, die offenbar auf ähnlicher Anschauung beruhen.1)

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In Endersdorf (Schlesien, 3 Stunden von Freiwaldau) lebte ein reicher Bauer, der sehr hartherzig war. Bettler ließ er durch seinen schwarzen Hund forthetzen. Dieß that er einst auch einem Mönche, der beim fortgehen ihm ein elendes Leben voraussagte. Er gerieth bald in Armut und ergab sich aus Verzweiflung dem Teufel. Dieser eilte nach einigen Jahren mit seiner Seele in den nahen Sumpf, wo er seitdem in allerlei Gestalten gesehen wird. In der Silvesternacht lockt er die Wanderer mit seiner Peitsche in den Sumpf; auch als schwarzer Hund verursacht er den Bewohnern allerlei Schaden, selbst durch Brandlegung. Übrigens hat er von seinem Schatze einem Fischer schon etwas mitgetheilt, demselben aber den Rath gegeben, fürderhin das Goldsuchen im Teiche zu unterlassen.

1) Vergl. Haupt Zeitschr, IX. 175 (die deutsche Wasserhölle).

Quelle: Mythen und Bräuche des Volkes in Österreich. Theodor Vernaleken, Wien 1859. S. 152f
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Claudia Hackl, März 2005.