Anhang.
Verschiedene Sagen und mythische Züge.
I. Zur Naturanschauung des Volkes.

Diese zeigt sich in der mythischen Auffassung von Naturgegenständen und Erscheinungen. Das Bedürfnis des Menschen, sich den Ursprung und den Zusammenhang der Dinge und die Entstehung auffälliger Erscheinungen zu erklären, hat sich früh gezeigt, und diese naive Naturphilosophie, bei welcher auch der angeborne poetische Sinn seine Befriedigung findet, macht sich noch immer geltend, ungeachtet Christentum und Wissenschaft heimisch geworden sind. Wer die Geschichte des menschlichen Geistes verfolgt, der muß erstaunen über das innige Verhältnis zwischen der menschlichen Seele und dem Naturleben, Daraus ist die Naturpoesie aller Völker hervorgegangen, und alle die bildlichen Erzählungen, die zwischen Mythus und Allegorie wechselnd sich bewegen, geben Zeugnis davon.

Das Volk treibt Astronomie, Physik und Geologie in seiner Weise, und über Fragen, welche die Naturwissenschaft unbeantwortet läßt, weiß die so lange unbeachtet gebliebene Volkssage immer Auskunft zu geben. Für den Kenner enthält diese Antwort immer eine Wahrheit, wenn sie auch nur eine poetische Wahrheit ist.

Wir übergehen die vielen Sagen von Versteinerungen und andern Denkmalen und erzählen einige, in denen wir Anklänge finden an gewisse Überlieferungen des Altertums, an Riesen, Hölle und Vulkane, an den Babelsturm, an das goldene Zeitalter und die Sündflut.

Quelle: Mythen und Bräuche des Volkes in Österreich. Theodor Vernaleken, Wien 1859. S. 356f
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Claudia Hackl, Juli 2005.