14. [Der Fischer und das Wassermännchen]

Vor kurzem lebte in Leitmeritz ein armer Fischer, der bemerkte oft am Einfluss der Eger in die Elbe ein kleines graues Männchen mit einem großen Barte, finsterm Gesichte und abstoßendem Äußern. Es trug gewöhnlich einen grauen Rock und rothe Hosen. Seine Beschäftigung war, Weidenruthen abzuschneiden und sie in Büschel zu binden. Sobald sich aber der Fischer ihm näherte, tauchte es eiligst unter und nur von Zeit zu Zeit erhob es sich über das Wasser, wo es dann gewöhnlich dreimal mit den Händen klatschte, aber augenblicklich unter den Wellen wieder verschwand. Sobald das Männchen dem Fischer sich zeigte, kehrte dieser eiligst mit seinem Kahne um und begab sich nach Hause.

Quelle: Mythen und Bräuche des Volkes in Österreich. Theodor Vernaleken, Wien 1859. S. 183
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Claudia Hackl, März 2005.