18. [Die wilde Jagd]

Die Sage von der wilden Jagd ist so allgemein verbreitet, dass wir nur weniges ausheben.

Sie erscheint z. B. zwischen Weihnachten und dem Dreikönigsfeste in der Umgegend von Miltigau (Böhmen), am Finkenhügel bei Warnsdorf; in der Umgegend von Neuhaus hat man einen feurigen Mann bemerkt, der einen schwarzen Pferdekopf unter dem Arme trug und mit großen Schritten immer um das Haus herum gieng; u.s.w.

Im Birkwalde bei Leobschütz in Schlesien haust der Nachtjäger, der wegen seines sträflichen Lebenswandels ohne Ruhe und Rast durch die Wälder jagen muß. Daselbst treibt auch ein Nachtschäfer sein Wesen; er ist von riesenhafter Größe, und seine Herde besteht aus dreibeinigen Schafen.

Auch im Schacherwald bei Vitis (Nied. Österr.) gebraucht man die Vorsicht, sich auf den Bauch zu legen, wenn die wilde Jagd nahet. Einer hatte das auch gethan, aber seit der Zeit spürte er einen Schmerz im Rücken, den er sich nicht zu erklären wüste. Man rieth ihm nach einem Jahre an dieselbe Stelle sich zu begeben, und da hörte er einen aus der wilden Jagd sprechen: in diesen Stock habe ich einmal meine Hacke geschlagen. Es war ihm als ob man ihm einen Schiefer aus dem Rücken zöge, und von nun an hörte der Schmerz auf.

Quelle: Mythen und Bräuche des Volkes in Österreich. Theodor Vernaleken, Wien 1859. S. 40ff
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Claudia Hackl, März 2005.