Die Cholera
Im Jahre 1849 wurde in Rechnitz eines Tages bei einbrechender Dunkelheit
in der Ecke eines Gartenzaunes ein weißes Männchen gesehen,
das nicht größer als eine Puppe war. Das Männchen wuchs
plötzlich und war in kürzester Zeit schon so groß, daß
es über den Dachfirst hinausschauen konnte. Über die Schultern
trug die Spukgestalt ein weißes Tuch. Es war die Cholera, die während
der Nacht verheerend wütete. Etliche zwanzig Leichen wurden damals
täglich um zehn Uhr vormittags eingesegnet und in einem Massengrabe
beerdigt.
Quelle:Adolf Parr und Ernst Löger, Sagen aus dem Burgenland, Anton Mailly Wien/Leipzig 1931, Nr. 21/II, S. 6, zit. nach Sagen aus dem Burgenland, Hrsg. Leander Petzoldt, München 1994, S. 103.