Die gefürchtete Drude

Eine Bauersfrau war eben mit der Zubereitung von Brotteig beschäftigt, als sie plötzlich einen Ruck im Körper verspürte und ihre beiden Hände wie gelähmt in der Teigmasse steckenblieben. Etwa eine Viertelstunde hindurch konnte sie kein Glied rühren. Dann kehrte die Beweglichkeit wieder. Auf die Frage ihres erschreckten Mannes, was ihr denn gewesen sei, antwortete sie bloß:

"Die Trud!"

Mehr durfte sie nicht sagen, sonst hätte dieser Bösewicht ihrem Leben ein Ende gemacht.

*

Eine Frau wurde einmal nachts von der Trud schrecklich geplagt. In ihrer Angst rief sie laut:

"Schemil, kumm morgen um a Soalz!"


Am nächsten Vormittag kam wirklich eine Nachbarin, um sich einen Löffel voll Salz auszuleihen. Nun wußte man, wer der Plagegeist war.

Quelle:Sagen aus Neufeld an der Leitha, in: Volk und Heimat, 2. Jg. (1949), Nr. 16, zit. nach Sagen aus dem Burgenland, Hrsg. Leander Petzoldt, München 1994, S. 47.