Der feurige Wagen
Auf der Rohrwiese, nahe an der Grenze bei Bruck an der Leitha, steht
der weiße Stadel. Früher einmal wurde in der Geisterstunde
ein feuriger Wagen gesehen, der quer über die Wiese am Stadel vorbeifuhr,
so daß die Bauern bei Nacht die unheimliche Gegend mieden. Man sagte,
der Teufel gehe auf Seelenraub aus. Einmal vergaß ein Bursche seine
Hacke beim weißen Stadel. Er fand den Mut, sie noch in derselben
Nacht zu holen. Der Weg zog sich außergewöhnlich in die Länge,
und er erreichte erst um Mitternacht den Stadel. Als die ferne Turmuhr
zwölf schlug, machte der Bursche das Kreuzzeichen und sprach ein
kräftiges Gebet gegen die bösen Geister; der feurige Teufelswagen
fuhr nicht vorbei. Seitdem wurde auf der Rohrwiese das feurige Gefährt
nicht mehr gesehen.
Quelle: Adolf Parr und Ernst Löger, Sagen aus dem Burgenland, Anton Mailly Wien/Leipzig 1931, Nr. 42, zit. nach Sagen aus dem Burgenland, Hrsg. Leander Petzoldt, München 1994, S. 76.