Frauenkirchen

Frauenkirchen ist eine große Ortschaft im Wieselburger Komitat und zugleich auch ein besuchter Wallfahrtsort. Die zweitürmige schöne Kirche wurde vom Fürsten Paul Esterházy (1680), dem Burgherrn von Forchtenstein, erbaut und dem Franziskaner-Orden zur Seelsorge übergeben. Von der Entstehung weiß unser Heidebauer folgendes zu erzählen:

Giletus, Fürst von Forchtenstein, hatte sich oft verkleidet und ist dann so unter das Volk gegangen. Besonders gerne erschien er als einfacher Jäger bei seinen Untertanen und verlebte in dieser Verkleidung nicht einmal seine angenehmsten Stunden.

Einmal kam er in solcher Jägerstracht nach Leányvölgy und sah hier die schöne Marie, die Tochter eines einfachen Weibes. Es entflammte Liebe in seinem Herzen zu dem Mädchen, weshalb er öfters hierher auf Besuch kam.

In kurzer Zeit mußte er in den Krieg. Da geschah es, daß einer seiner Leibeigenen das Geheimnis der Fürstin aufdeckte, die nun im Zorn darüber das Mädchen samt Mutter in Fesseln geschlagen in den Teich werfen ließ. Die Unschuldigen gingen zwar zugrunde, aber auch die Fürstin ereilte ihr Schicksal: Sie wurde wahnsinnig und stürzte sich in den großen See, der vom kleinen Teich infolge des Attentats entstanden ist.

Nun kam der Fürst nach Hause und hörte, was sich zugetragen hatte. Er sah seinen Fehler ein, pilgerte nach Rom, um vom Papste selbst von seiner Schuld losgesprochen zu werden und erbaute zur Sühnung seiner Schuld die schöne zweitürmige Frauenkirche in der Nähe des Neusiedler Sees, wo seine Frau und die unschuldige Marie ihren Tod gefunden hatten.


Quelle: Elmar Schwartz, in: Sonntagsblatt, 18. Juli 1926, Nr. 6, S. 13, zit. nach Sagen aus dem Burgenland, Hrsg. Leander Petzoldt, München 1994, S. 274.