Das Getreidemännlein

Das Getreidemännlein, im Volksmunde Troadmandl genannt, ist ein kleiner strohgelber Zwerg mit Kornblumen und Klatschmohn im Haar. Er treibt mit dem Bauern gerne Spaß, ist aber der treueste Behüter seines Getreidefeldes, denn er gibt acht, daß niemand den reifen Ähren Schaden zufügt. Aus niedergetretenen Halmen legt dieser Geist Schlingen, so daß die bösen Kinder, die sich in das Getreidefeld gewagt haben, fallen müssen. Bauern, denen das Getreidemännlein besonders gewogen ist, hilft er oft beim Schnitt und bindet über Nacht sogar die Garben zu Bündeln. Nach der Ernte sitzt das Getreidemännchen traurig auf den Getreidemanderln und verschwindet dann in den Stoppelfeldern. Erst mit den ersten Kornraden (Kornblumen) erwacht der Geist aus seinem Winterschlaf wieder und freut sich der kommenden Ernte.



Quelle: Anton Mailly, Adolf Parr und Ernst Löger, Sagen aus dem Burgenland, Wien/Leipzig 1931, Nr. 36, zit. nach Sagen aus dem Burgenland, Hrsg. Leander Petzoldt, München 1994, S. 239.