Die Hexe an der Brücke

Der Großvater ist in der Früh mähen gegangen, mit der Sense. Und wir haben da zwei Brücken, die eine ist dort oben beim Schmied und die andere da unten bei der Mühle.

Wie er hat beim Schmied hinübergehen wollen, sitzt dort so eine Hexe. Na ja, hat er gedacht, ich muß ja nicht da hinübergehn, ich geh halt hinunter und geh bei der Mühlbrücke hinüber.

Wie er zu der Mühlbrücke hinkommt, jetzt sitzt dort wieder eine Hexe. Jetzt hat er gedacht, na, ich geh noch einmal hinauf und geh bei der Brücke hinüber, schauen wir, vielleicht ist die Hexe schon weg. Wie er hinaufkommt, jetzt sitzt die Hexe noch einmal dort. Jetzt ist es schon ein bisserl licht geworden, da hat er mehr Kurasch gekriegt, er sagt, na, jetzt tu ich die Sense herunter, und, hat er gesagt, und wenn du jetzt gleich der Teufel bist, jetzt hack ich dir den Kragen ab! Und er ist nachgelaufen, die Hex hat zu laufen angefangen und ist bei einem Haus hinein, no, und sie war die Frau dort und hat die Männer schrecken wollen.

Sie hat ihr weißes Tuch umgehängt, und dann war sie die Hexe.


Quelle: Angaben zu den abergläubischen Erzählungen aus dem südlichen Burgenland (Burgenländische Forschungen, H. 33), Karoly Gaal, Nr. 189, Eisenstadt 1965, zit. nach Sagen aus dem Burgenland, Hrsg. Leander Petzoldt, München 1994, S. 39f.