Das Hexenbrünndel
In den Dörfern Jois und Winden wird allgemein erzählt, im Hackels- oder Hexenberge, wie er auch sonst im Volksmunde genannt wird, sei ein goldener Hirsch vergraben, den man heben könne. Auch wollen die Leute wissen, Zwerge behüten im Berge einen Schatz oder arbeiten in einem tiefen Brunnen. Es sei nicht gut, sie in ihrer Arbeit zu stören. Von den vier Quellen, die am Fuße des Berges entspringen, trägt eine den Namen Hexenbrünndel. Bei ihr ist es nicht geheuer; man soll rasch vorbeigehen und sich nicht aufhalten. Um Mitternacht werden dort oft Lichter gesehen. In Winden werden die Kinder damit geschreckt:
"Wannst net folgst, kummst zum Hexenbrünndel!"
Der Hackels- oder Hexenberg, Bezirk Neusiedlersee im Burgenland
© Harald Hartmann, 2006
Auch baden die Hexen in der Quelle; werden sie dabei überrascht,
dann verwandeln sie sich in Gänse und fliegen davon. Zu gewissen
Zeiten halten die Unholden um Mitternacht an dieser Stelle ihre Zusammenkünfte.
Einmal bekam ein junger Bursche von einer Hexe beim Brünndel einen
roten Janker geschenkt, den er auch gleich anzog. Als der nächtliche
Spuk verflogen war, konnte er sich nicht bewegen, sein ganzer Körper
war in eine noch warme Pferdehaut fest eingehüllt. Der Schinder von
Purbach soll alle Hexen vom Brünndel gekannt haben. Er war mondsüchtig
und trug immer sein Hemd verkehrt. Als einmal von den Hexen beim Brünndel
ein Hochzeitsfest gefeiert wurde, bekam er den Hut voller Gaben, die sich
später in Roßknödel verwandelten. Auch treibt sich bei
der Quelle ein großer, schwarzer Hund herum.
Siehe auch: Hexenbrünndel, Neusiedlersee
Quelle: Alexander Seracsin, in: Wiener Prähistorische Zeitschrift, Wien 1936, S. 159f, zit. nach Sagen aus dem Burgenland, Hrsg. Leander Petzoldt, München 1994, S. 59.