Die Hexenversammlung

Und ein Mann hat eine Frau geheiratet, die hat von der Mutter her auch hexen können.

Und jetzt ist er früher schlafen gegangen, und bis sie schlafen gegangen ist, wie sie hineinwollen hat ins Zimmer, hat sie gesehen, daß er schon schläft. Es ist schon spät in der Nacht geworden. Jetzt ist sie her und hat sich angeschmiert und ist ausgeflogen. Und er hat ihr zugeschaut. Sie hat in einer weißen Tube so eine Schmier gehabt und hat gesagt:

"Schmier an, streich an, schmier an, flieg nirgends an!"

Und er schaut ihr zu vom Bett, und wie sie ausgeflogen ist, ist er auf und hat sich auch angeschmiert und hat das auch gesagt, was sie gesagt hat, und ist auch geflogen. Und wie er hingekommen ist in die Ortschaft, hat er gesagt, weit ist er geflogen, hat er gesagt, das hat er gar nicht gewußt, wo er hingekommen ist.

Wie er hingekommen ist, sind sie in einem großen Herrschaftsstadel gewesen, und ein jedes Weib hat einen Geißbock gehabt, und sie sind geritten in der Reitschul, hat er gesagt, ringsherum sind sie geritten. Im Stadel. Sagt er, und jetzt hat er nicht zurückgefunden, jetzt hat er müssen warten, was die dort sagen. Daß er noch einmal hat zurückkönnen mit ihr. Sonst hätt' er nicht heimgefunden.

Jetzt hat er gewußt, daß sein Weib eine Hex ist.

Und mit den Geißböcken sind sie gehupft. Die Geißböcke sind geflogen, und die Weiber sind oben geritten, und in dem großen Herrschaftsstadel, dort war der ganze Wirbel, dort sind sie geritten und haben gesungen dabei.

Hat er gesagt, und nachher ist ihn erst der Schauder angegangen, daß er so weit fort ist, er hat sich gar nicht ausgekannt dort und hat müssen warten, bis die fertig sind gewesen, daß er mit ihr heimgeflogen ist. Was die gesagt haben, hat er auch wieder gesagt. Er ist dort nicht hinein, sonst hätte ihn ja die Frau gesehen, er hat gewartet, so lang, bis sie aufgehört haben. Und er hat gelauert, was die dann sagen, daß er wieder mitfliegen hat können.


Quelle: Angaben zu den abergläubischen Erzählungen aus dem südlichen Burgenland (Burgenländische Forschungen, H. 33), Karoly Gaal, Eisenstadt 1965, Nr. 133, zit. nach Sagen aus dem Burgenland, Hrsg. Leander Petzoldt, München 1994, S. 61.