Der Incubus

Also, der Mann einer jungen Frau war an der Front. Sie hat ihren Mann sehr geliebt, und sie sehnte sich immer mehr nach ihm. So hat sie immer den ganzen Abend gebetet, daß ihr Mann heimkehrt. Und sie sehnte sich immer sehr nach ihrem Mann.

Einmal, am Abend, stellt sich der Mann bei ihr ein. Nun hat sich die Frau sehr darüber gefreut, daß ihr Mann nach Haus gekommen ist. Doch ist er da! Sie hatte auch zwei Kinder. Also, daß sie jetzt gleich aufsteht, denn die Frau lag schon, und sie ihrem Mann Abendessen zubereitet und alles. Weil sie sich so gefreut hat, daß ihr Mann nach Haus gekommen ist.

"Nein", sagt ihr Mann, "du sollst nur schön liegenbleiben. Du hast mit den zwei Kindern schon sowieso genug gearbeitet. Ich werd' schon Abendessen machen."

"Dort draußen sind Eier", hat ihm die Frau gesagt, "mach was. Und dann essen wir. Auch ich werde aufstehen, wir beide essen dann."

Also, der Mann hat jetzt dort draußen in der Küche Feuer gemacht. Und er hat dort beim Geschirr herumgesucht. Er hat Eierspeise gemacht.
Die Frau war neugierig, was sucht er so lang dort herum. Sie konnte ihren Mann schon nicht mehr erwarten. Sie ist zur Tür gegangen. Wie sie hinausgeschaut hat, sah sie, daß der Mann mit seinem Schwanz die Eier umrührt. Auf dem Herd. Er hatte einen messingenen Schwanz. Das war nicht ihr Mann, sondern der Ludvérc.

Da wußte sie schon, wieviel es geschlagen hat. Die arme Frau war so erschrocken, daß sie dann nicht mit ihm beisammenlag. Sie hat ihn hinausgejagt.

Der Ludvérc ist ein Geist. Er erscheint in Form eines Mannes oder einer Frau, oder er kann in Form eines Pferdes erscheinen. Man kann ihn nur daran erkennen, daß sein Fuß behaart ist wie bei einem Pferd. Er hat Pferdefüße.

Quelle: Angaben zu den abergläubischen Erzählungen aus dem südlichen Burgenland (Burgenländische Forschungen, H. 33), Karoly Gaal, Eisenstadt 1965. Nr. 155, zit. nach Sagen aus dem Burgenland, Hrsg. Leander Petzoldt, München 1994, S. 72f.