Die Botschaft aus dem Jenseits

Es war ein Pfarrer und ein Wirt. Die sind schon miteinander in die Schule gegangen und sind gute Kameraden gewesen, wie zwei Brüder. Die sind jeden Tag von abends bis Mitternacht zusammengewesen und haben sich mit Kartenspielen und Diskutieren unterhalten. Das ist lange Jahre so gegangen.

Da ist dem Wirt einmal ein unsinniger Gedanke gekommen, und er sagt zum Pfarrer:

"Du, Kamerad, wir geben uns ein Versprechen: wenn ich zuerst sterbe, dann komme ich zu dir und sage dir, wie's im Himmel oben ausschaut, und stirbst du zuerst, so bringst du mir die Botschaft."

Dem Pfarrer war das recht. In der Stube haben sie vor dem Kruzifix geschworen. Um Mitternacht geht der Pfarrer nach Hause und legt sich ins Bett. Es wird ihm aber gleich, nachdem er aber im Bett war, schlecht, und eine Stunde drauf war's aus mit ihm, er ist gestorben. In der gleichen Stunde gibt's an der Tür des Wirtes einen Krach, sie geht auf, und am Bett des Wirtes steht einer, schneeweiß. Der schüttelt den Wirt an der Brust. Da wird der Wirt munter und schreit, wer der denn sei.

Sagt der Pfarrer: "Wirst mich doch erkennen, ich bin's, der Pfarrer."

Weiter sagt er: "Es ist nicht so, wie du gesagt hast, und es ist auch nicht so, wie ich gesagt habe."

Darauf ist er verschwunden, und die Türe ist wieder zugegangen. Am anderen Tag erst ist Botschaft von der Pfarre zum Wirt gekommen, daß der Pfarrer gestorben ist. Jetzt hat er erst richtig gewußt, daß das der Geist des Pfarrers gewesen ist. Sichere Botschaft hat er ihm aber keine sagen können. Wenn das so leicht wäre, dann würden wir heute wissen, wie's oben im Himmel aussieht.


Quelle: Schwänke, Sagen und Märchen in heanzischer Mundart, Johann R. Bünker, Graz 1981 (ergänzte Auflage von 1906, hrsg. v. K. Haiding), Nr. 28, zit. nach Sagen aus dem Burgenland, Hrsg. Leander Petzoldt, München 1994, S. 270f.