Milch verhext

Das ist dort bei uns geschehen. Eine von unseren Kühen wurde verhext. Als die Mutter sie gemolken hat, hat sie ganz dicke Milch gegeben. Und drinnen waren solche Blutfäden.

Jetzt sind wir zu allen möglichen hingelaufen. Es konnte ihr aber niemand helfen. Es war aber im Dorf ein Mann. Er war so ungefähr gleichaltrig mit dem Vater. Er konnte auch so sehr viel, er konnte den Star von den Augen der Kühe wegnehmen und auch von den Menschen. Ich weiß nicht, was er dabei gemacht hat. No, dann haben wir ihn zu uns gerufen. Er hat uns beraten. Wenn wir zum Melken gehen, muß man einen Schlüssel, in der Mitte muß er ein Loch haben, brennheiß machen. Und dann in einen Eimer den hineingehen und darauf die Milch hineinmelken. Was er sonst noch mit ihr gemacht hat, das weiß ich nicht. Die Kuh ist aber nach einigen Wochen in Ordnung gekommen. Und nachher war mit ihr nichts Schlechtes mehr.


Quelle: Angaben zu den abergläubischen Erzählungen aus dem südlichen Burgenland (Burgenländische Forschungen, H. 33), Karoly Gaal, Nr. 165, Eisenstadt 1965, zit. nach Sagen aus dem Burgenland, Hrsg. Leander Petzoldt, München 1994, S. 36f.