Das nächtliche Gericht
Bei einer Quelle oder einem Brunnen in der Nähe des öden Klosters
bei Kaisersteinbruch (soll es) um Mitternacht geistern. Dort liegt auch
im Boden eine große, viereckige Steinplatte. Wenn man diese aufhebt,
sieht man eine schwere, eichene Treppe, die in einen hell erleuchteten
Saal führt, in dem um einen Tisch sechzehn eichene Stühle stehen.
Alle Jahre einmal kommen dort die verstorbenen Mönche des Klosters
zusammen, um über die Sünden und Verfehlungen der Umwohner Gericht
zu halten. Überdies blüht beim öden Kloster ein Schatz,
es treibt der Teufel dort um Mitternacht sein Unwesen; auch wird von einem
verschütteten Keller voll des edelsten Weines erzählt.
Quelle: Alexander Seracsin, Sagen vom Hackelsberg bei Jois im Burgenland, in: Winer Prähistorische Zeitschrift, 1936, S. 160 (gekürzt), zit. nach Sagen aus dem Burgenland, Hrsg. Leander Petzoldt, München 1994, S. 203.