Das nächtliche Feuer

Was der Wadl (?) und der Stipl (?) Seppl und ich selbst erlebt haben. Wir sind auf dem Wiesenweg in Sauerbrunn gegangen und haben dort Holz gehackt. Wir haben gehört, beim... Franz (?) ... haben sie eine Sau abgestochen. Am Donnerstag haben wir schon alles aufgegessen gehabt und hatten noch eineinhalb Tage zu arbeiten, ohne etwas zu essen. Da haben wir Blunzn (Blutwurst) bekommen und haben uns ordentlich angegessen und sind in den Graben hineingegangen.

Jetzt sehen wir dort ein Feuer brennen von weitem. Ich hab' meinen Revolver mitgehabt, einen sechsläufigen. Als wir dort ankamen, dachten wir, da ist ein Feuer. Als wir aber zum Feuer hinkommen, um uns zu wärmen, war das Feuer verschwunden, es war überhaupt nichts da. Da kannst du den Waudl fragen! Zuerst hat es so schön gebrannt, als wir aber dorthin kamen, war nichts da! (Keine Asche, nichts zu sehen? fragt der zuhörende Sohn, ein etwa 12jähriger Knabe.)

Wir gingen vom Feuer weg, hinunter auf die Wiese, wo's hinuntergeht. Auf einmal rauscht's und platscht's, daß das Wasser nur so gerauscht hat über den Bäumen (?). Da hab' ich den Revolver herausgezogen und einige Schüsse zum Bach hin abgegeben. Es war nicht sofort aus, aber auf einmal war die ganze Rauscherei zu Ende. Jetzt gehen wir halt wieder weiter.

Und da will ich gleich anschließen die Geschichte, beim Beistoaner auf der Wiese brennt es schon wieder! Das war aber nicht am selben Tag, es war ein anderes Mal, da hat, ich wüßte den Platz ziemlich genau, angeblich etwas gebrannt. Wir haben geglaubt, daß Zigeuner dort ein Feuer haben. Es war jedoch das Mostel (?), das hat stoßen müssen, wir haben gmostelt bis um zehn Uhr, halb elf Uhr die Nacht, sagt der Großvater.


Quelle: Zentralarchiv der deutschen Volkserzählung, Marburg, ZA 184019, zit. nach Sagen aus dem Burgenland, Hrsg. Leander Petzoldt, München 1994, S. 26.