Verschleppung eines Purbachers durch die Türken
Koppi-Kreuz bei Purbach, Burgenland © Harald Hartmann
Das Koppi-Kreuz bei Purbach, Burgenland
© Harald Hartmann, September 2006

Während der Türkenkriege drangen auch wilde Reiterscharen bis Purbach. Bei solchen Anlässen flüchteten sich die Purbacher Bewohner in das nahe Leithagebirge, um dort Schutz vor den Horden zu suchen und ihren Abzug abzuwarten.

Bei einem solchen Einfall flüchteten sich ebenfalls die Purbacher in das Leithagebirge, wogegen der Besitzer Andreas Grein in seiner Behausung in Purbach zurückblieb.

Als die Türkenschar den Grein fand, legten sie ihm Handschellen an, banden ihn an den Schweif eines Pferdes und ließen so den Grein beim Abzüge nachrennen, wobei auch Grein teilweise von dem Pferde nachgeschleift wurde. Die Türken nahmen so den Grein bis in ihren Staat mit, woselbst er in den Nächten in einem Schweinestalle hausen und beim Tage in einem Ackerpfluge ziehen mußte. Als Nahrung bekam er Nußkörner und Hirse.

Nach circa sieben Jahren qualvollen Leidens gelang es Grein mit Hilfe einer Landsmännin, aus der Türkei zu flüchten, und er kam nach mehrmonatigem Fußmarsche, wobei er auf die Mildtätigkeit der Leute angewiesen war, im Oktober 1647 nach Purbach, woselbst er circa tausend Schritte vor dem Ort auf seinem eigenen Grund rastete.

Sodann ging er auf seinen Besitz und traf dort seine Gattin, welche sich bereits neuerlich verehelicht hatte, mit ihrem zweiten Mann an. Grein wurde von seiner Gattin infolge seines verwilderten Aussehens nicht erkannt. Auch Grein gab sich nicht zu erkennen und hielt bei seiner Gattin um ein Nachtlager an, wurde aber von dieser abgewiesen. Durch längeres Reden erkannte die Frau ihren Mann an der Stimme, bat ihn um Verzeihung, und beide lebten recht glücklich bis zu ihrem Tode. Der zweite Mann der Grein mußte natürlich zurücktreten.

An dem Platz, wo Grein vor Purbach gerastet hatte (das ist an der heutigen Bundesstraße), ließ er eine Dreifaltigkeitssäule mit der Jahreszahl 1647 setzen.

Koppi-Kreuz bei Purbach, Burgenland © Harald Hartmann

Das Koppi-Kreuz bei Purbach, Burgenland
© Harald Hartmann, September 2006

Der heutige Eigentümer des besagten Besitzes namens Josef Schüller, Purbach Nr. 160, hält die Säule hoch in Ehren, und dieselbe befindet sich heute noch in gutem Zustand.

Im Besitz des Schüller ist auch ein altes wertvolles Bild, welches den Grein darstellt, als dieser von den Türken auf die geschilderte brutale Weise von Purbach fortgeschafft wurde. Dieses Bild hat Schüller leihweise dem Landesmuseum in Eisenstadt überlassen, wo es sich noch befindet.

Koppi-Kreuz bei Purbach, Burgenland © Harald Hartmann

Das Koppi-Kreuz bei Purbach, Burgenland
© Harald Hartmann, September 2006

Quelle: Hermann Lachnit, Revieinspektor, in: Mitteilungen des Burgenländischen Heimat- und Naturschutzvereines III, Eisenstadt 1929, S. 52f, zit. nach Sagen aus dem Burgenland, Hrsg. Leander Petzoldt, München 1994, S. 150f.