Die Wilden Frauen

Es war einmal, es ist nicht weit von uns weg, es ist vielleicht zehn Minuten, da war so ein Zaun, und da waren die wilden Mädeln. Und die haben so lange Haare gehabt, ganz hinunter bis zu den Fersen, dort haben sie jeden Tag gesungen am Abend. Es sind auch Burschen hingegangen zu den Mädeln. Die haben sehr schön gesungen. Jetzt hat sich einer in das Mädel verliebt und hat es geheiratet, kirchlich auch. Sie hat ihm aber verboten, er darf nicht Schlüsselblumen ins Haus bringen. Er sagt ja, ich bring sie nicht. Und die haben drei Kinder gehabt. Er hat mit ihr drei Kinder gehabt, mit seiner Frau. Und einmal kommt er besoffen nach Hause und hat die Blümeln am Hut oben gehabt. Und wie sie die gesehen hat, fangt sie zu weinen an, sagt, jetzt müssen wir auseinandergehen. Ja, was werden wir machen? Ein Kind kriegst du, eins krieg ich, und das mittlere hat sie auseinandergerissen, hat ihm das halbe hingeschmissen und das halbe mitgenommen und ist fort.

Seitdem ist sie nicht mehr zurückgekommen.



Quelle: Angaben zu den abergläubischen Erzählungen aus dem südlichen Burgenland (Burgenländische Forschungen, H. 33), Karoly Gaal, Eisenstadt 1965, Nr. 252, zit. nach Sagen aus dem Burgenland, Hrsg. Leander Petzoldt, München 1994, S. 235.