DIE RAINMANDERLN

Die Rainmanderln sind die büßenden feurigen Seelen der Rainschinder, der Grenzverrücker, die nicht zur Ruhe kommen können, weil sie zu Lebzeiten beim Ackern vom Felde des Nachbars hin und wieder eine Furche weggepflügt und selbst Grenzsteine versetzt haben. Man sieht sie nachts auf Feldern und Wegen als Feuermassen oder Feuerfunken meist an jenen Orten herumhüpfen, wo sie im Leben den Nachbar mit dem Furchendiebstahl betrogen haben.

Ein Bauer ging einmal nachts in sein Heidedorf zurück und begegnete einem nach Erlösung schmachtenden feurigen Mann, der an einem Grenzstein, den er bei Lebzeiten zum Nachteile seines Anrainers um einige Furchen versetzt hatte, herumrüttelte und dabei jammerte: "Wo soll ich ihn hinsetzen ?" - "Dort, woher du ihn geholt hast," antwortete der Bauer. Damit war die Seele des Grenzverrückers erlöst, denn der Geist konnte nun im Auftrage eines Lebenden den Grenzstein wieder an seine ursprüngliche Stelle versetzen.

Bei Rechnitz sah man beim Armenseelenläuten auf den Wiesen öfters feurige Männer tanzen, wahrscheinlich aus Freude über eine erhoffte baldige Erlösung. Stießen sie zusammen, so sprühten aus ihren feurigen Körpern Funken. In dieser Gegend soll man die Feuermänner sogar vom Kirchturm aus beobachtet haben.


Quelle: Sagen aus dem Burgenland, Herausgegeben von Anton Mailly, Adolf Pfarr und Ernst Löger, Wien und Leipzig 1931, Nr. 13, Seite 29