DER SPUK BEIM ZEISELHOF

Beim Zeisel-Meierhof auf einem Hügel in der Nähe von Jahrndorf sah man zuweilen um die Geisterstunde ein kleines Gefährt mit vier Schimmeln durch die Alleeauf den Hügel fahren. Wer in der Kutsche saß, wußte man nicht. Um das unheimliche Gefährt zu verscheuchen, erbaute man auf dem Hügel eine Kapelle. Nun fuhr die Kutsche erst recht um die Kapelle herum. Die Kapelle wurde später zu einer Kirche umgebaut und der Wallfahrtsort erhielt den Namen "Zum verlorenen Schaf", wohin auch die umliegenden Gemeinden Prozessionen veranstalteten. Nach Landesbrauch ritten die Pfarrer mit den Dorfältesten an der Spitze solcher Züge einher, was immer einen besonders feierlichen Eindruck hervorrief. Das Gefährt mit den vier Schimmeln wird jetzt seltener und auch nur meist von Sonntagskindern gesehen.

In den Rauhnächten begegnet man in der Gegend bald einem Ritter auf einem Schimmel, bald wieder einem Priester, der im Meßgewand zu Pferde einherreitet.


Quelle: Sagen aus dem Burgenland, Herausgegeben von Anton Mailly, Adolf Pfarr und Ernst Löger, Wien und Leipzig 1931, Nr. 14, Seite 32