DIE ERRETTUNG DES GOLDES AUS DEM WEISS-SEE IM HINTERFELD

In vergangener Zeit kamen von Zeit zu Zeit walische Manndl (italienische Männer), die aus dem Weißsee am Fuße des Hohen Sadnig Goldsand hoben. Dazu verwendeten sie eine Weberschütze, die an eine Schnur gebunden war. Diese Weberschütze warfen sie dann auf den sandigen Grund des Weißsees. Dort füllte sie sich mit goldhaltigem Sand.

Nachdem das Schießpulver erfunden war und für Sprengungen Verwendung fand, ging man daran, das Wasser des Weißsees durch eine Sprengung abzuleiten, um den goldhaltigen Sand schneller auswaschen zu können.

Zu dieser Zeit waren gerade die Ochsner mit dem Vieh von der Kolmitzenalm im Hinterfeld. In der Nacht vor der vorgesehenen Sprengung des Weißsees kam ein Mann zum Viehhalter beim Hinterfeldhüttl und ersuchte ihn, er möge ihm aus seiner Rinderherde für eine Nacht einen Zugochsen leihen. Der Viehhalter lieh nun diesem Fremden einen Ochsen, worauf ein fürchterliches Gewitter einsetzte. Der Viehhalter hörte die ganze Nacht Geschrei von Fuhrleuten aus der Richtung vom Weißsee zum Schwarzsee. In dieser Nacht überführten die Berggeister das Gold aus dem Weißsee zum Schwarzsee und versenkten es in diesen. Am anderen Morgen, als die Männer den Weißsee gesprengt hatten, fanden sie kein Gold mehr, und der ausgeliehene Ochse war völlig zusammengeschunden bei der Viehherde. Als Lohn hatte er an beiden Hörnern je einen Goldklumpen.

Der gelbe Fleck in der Mitte des Schwarzsees soll dieses von Berggeistern übergeführte Gold sein. Dieser klare und reine Bergsee ist seither sehr wetterfühlig, und man darf nichts hineinwerfen. Wirft man zum Beispiel Wasen oder Erde hinein, kommt Regen; werden gar Steine hineingeworfen, kommt Gewitter mit Hagelschlag.

Quelle: Gottlieb Schweiger, Der Burgfried Stall - Die Geschichte der Gemeinden Rangersdorf und Stall, Stall 1978, Seite 169