DIE ENTSTEHUNG DER MARTERLEKIRCHE

Einst hütete ein Bub unter den Felsen, dort wo heute die Wallfahrtskirche steht, Schafe. Ein Schaf verstieg sich, und der Bub kletterte ihm nach, hoch in die Felsen hinein. Als das Kind abends nicht heimkam, wurden die Eltern ängstlich, und der Vater gelobte, ein Kreuz zu stiften, wenn sein Sohn glücklich heimkäme. Am nächsten Morgen suchten die Bauern den Buben, konnten ihn aber nicht finden. Alle hatten die Hoffnung schon aufgegeben, nur die Eltern beteten inständig und suchten noch immer ihr Kind. Endlich, am dritten Tag, fand der Vater seinen Sohn wohlbehalten, aber fast verhungert auf einem kleinen Plateau. Der Bauer hielt sein Versprechen und stellte ein Kreuz auf. Am nächsten Tag stand es aber nicht mehr dort, sondern an der Stelle, wo der Bub gehütet hatte. Der Bauer stellte es wieder an seinen alten Platz, doch wieder fand man es dort, wo der Bub die Schafe geweidet hatte. Dies wiederholte sich mehrmals. Endlich ließ man das Kreuz stehen. - Nach einigen Jahren wurde dort eine Kapelle und später eine Kirche gebaut, die heutige Wallfahrtskirche, zu der im Sommer zahllose Pilger ziehen.


Quelle: Gottlieb Schweiger, Der Burgfried Stall - Die Geschichte der Gemeinden Rangersdorf und Stall, Stall 1978, Seite 170