DIE ENTSTEHUNG DES LAMNITZBACHES

Im Lamnitztal bei Rangersdorf wurden früher Kupfer und Silber abgebaut. Täglich arbeiteten die Knappen in dem Stollen, der heute noch als Knappenloch bekannt ist. Eines Tages, als die Knappen wie gewöhnlich ihrer Arbeit nachgingen, hörten sie eine Stimme, die ihnen riet: "Verlasset den Stollen und kehrt nie wieder hierher zurück." Die Männer glaubten zuerst, sich getäuscht zu haben, lachten und achteten nicht weiter auf diese Warnung. Am nächsten Tag wiederholte sich dies: Wieder wurden die Knappen aufgefordert, den Stollen zu verlassen. Aus der Ferne hörte man ein leises Rauschen, das jedoch niemand beachtete. Auch am dritten Tag verrichteten die Männer ihre gewohnte Arbeit und wieder ließ sich die Stimme vernehmen, von starkem Rauschen begleitet. Noch immer ahnte niemand etwas Böses. Am vierten Tag jedoch drangen plötzlich Wasserfluten in den Stollen ein. Die Männer erkannten die Gefahr erst, als es schon zu spät war. Zum letzten Mal ließ sich die Stimme vernehmen: Im höher gelegenen Stollen wurde ein Zwerg sichtbar, der sagte: "Ich habe euch gewarnt, ihr habt mir nicht geglaubt. Nun müßt ihr untergehen." Damit verschwand das Männchen. Die Wassermassen verschlangen die Knappen und ergossen sich ins Freie. Seitdem streben die Wasser des Lamnitzbaches der Möll zu.


Quelle: Gottlieb Schweiger, Der Burgfried Stall - Die Geschichte der Gemeinden Rangersdorf und Stall, Stall 1978, Seite 171