DER STREIT UM DIE KOLMITZENALPE

Der Erzbischof von Salzburg schenkte seinen treuen Untertanen von Stall die Kolmitzenalpe. Da dieses Almgebiet den Mörtschachern bis vor die Tür reicht, entstand in längst vergangener Zeit ein Streit um dieses Almgebiet.zwischen den Stallern und den Mörtschachern. Um diesen Streit zu schlichten, erklärten sich beide Parteien vor dem Pfleggericht zu Stall zu folgendem Vergleich bereit:

Die Grenze der umstrittenen Kolmitzenalpe soll dort verlaufen, wo sich die erwählten und vom Gericht bestätigten Vertreter (Läufer) der streitenden Parteien treffen. Das Zeichen zum Beginn dieses Grenzwettlaufes soll ein Hahnenschrei um Mitternacht geben. Allerlei Mittel wurden in den beiden Dörfern erwogen, um den Hahn schnell zum Krähen zu bringen. Die Staller entschlossen sich, ihren Hahn hungern zu lassen und dann in den Brunnentrog zu tauchen. Die Mörtschacher hingegen waren dafür, ihren ausgesuchten Hahn fest zu füttern und ihm kurz vor der festgesetzten Zeit Schnaps zu geben. Der Hahn der Mörtschacher war zu vollgefressen oder zu rauschig um zu krähen. Der Staller Hahn flog nach dem erzwungenen Bad auf eine Zaunsäule und krähte nach Herzenslust.

Die Staller Läufer liefen nun den Stieflberg hinauf in Richtung Staller Tor und in die Kolmitzenalm. Nachdem die Staller Läufer ihrer Meinung nach genug Alm ausgelaufen hatten und kein Mörtschacher kam, rauchten sie sich eine Pfeife an und warteten, bis die Mörtschacher nach einer Weile eintrafen. Dort blieb die Grenze bis auf den heutigen Tag.


Quelle: Gottlieb Schweiger, Der Burgfried Stall - Die Geschichte der Gemeinden Rangersdorf und Stall, Stall 1978, Seite 168