Die Schweden vor Hartenstein.
Zur Zeit des dreißigjährigen Krieges haben die Schweden in unserm lieben Vaterlande arg gewütet.
Auch die Wachau weiß davon manch ein Liedlein zu singen, aber kein lustiges; haben ja die des Plünderns, Brennens und Mordens gewöhnten Horden in Stein nur fünf Bürger am Leben gelassen, Krems durch lange Zeit besetzt gehalten, in Weißenkirchen und Spitz gar feindselig gehaust und das ganze Waldland grausam gebrandschatzt. Auch ins Kremstal sind die Schweden damals gekommen, haben sich angeschickt, die feste Burg Hartenstein zu umlagern und gedachten, die Besatzung, wie die Engländer es in neuester Zeit mit dem Deutschen Reiche machen wollten, durch Hunger zur Übergabe zu zwingen. Schon waren die Lebensmittel bis auf einen Ochsen und eine Katze aufgezehrt, da verfiel der Schloßhauptmann auf eine List. Er ließ die Katze töten und eine mit ihrem Blute bestrichene Kuhhaut über die Mauer hängen. Zugleich mußte der Ochse nach besten Kräften brüllen und die Windmühle klapperte, als hätte sie es gar eilig, Korn zu mahlen.
Da zogen die Schweden, vermeinend, es werde den Belagerten durch unterirdische Gänge stets frischer Vorrat zugeführt, ab und sahen sich nach einer besseren Gelegenheit um.
Hartenstein ist aber auch späterhin nie vom Feinde gebrochen worden;
denn beim Baue hat man den Mörtel mit Wein angemacht, und so ein
Gemäuer vermag Menschenwerk nie und nimmer zu zerstören.
Quelle: Wachausagen,
Erzählt und allen Freunden der goldenen Wachau gewidmet von Josef
Wichner. Krems an der Donau. [1920]. S. 67 - 68.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Lisa
Lemberg, Jänner 2005.