Das Wunder von Heiligenblut
Im Jahre 1411 ritt vom Markte Weilen weg ein Jude, der in seinem Handschuhe
eine geraubte Hostie verborgen trug. Als er an die Stelle des heutigen
Ortes Heiligenblut kam, konnte sein Roß nicht vorwärts. Einige
Bauern wollten dem Juden behilflich sein und versuchten, es mit Gewalt
weiter zu bringen. Da wurde es ganz ungestüm. Infolge seines Wütens
und Springens siel nun dem Juden die heilige Hostie aus dem Handschuh
zur Erde. Sie war ganz mit Blut unterlaufen. Das Pferd aber machte einen
Satz und trug den Juden, der Frau und Kind in Weiten halte, für immer
davon. Die Herrin der Burg Hausegg, Frau Scheckin, fand später die
Hostie ganz unversehrt, deckte sie mit ihrem kostbaren Hute zu, schickte
nach dem Priester von Weiten und bewachte indes das Heiligtum, in andächtigem
Gebet davor kniend. Als die Geistlichen das göttliche Wunderzeichen
sahen, stimmten sie Lobgesänge an und trugen das Allerheiligste in
einer Monstranze feierlichst nach Weiten. Frau Scheck hat zur Erinnerung
an dieses Ereignis auf jener Fundstelle eine dem heiligen Blute Christi
geweihte Kapelle gebaut, die solchen Zuspruch fand, das; bald darauf nebenan
eine schöne, große Kirche erstand.
Quelle: Sagen der Wachau, Hans Plöckinger, Krems a. D. 1926, Nr. 23, S. 32