Kremser Simandln.

Frau Sage ist zuweilen auch ein Schalk, und so erzählt sie mit spitzbübischem Blinzeln, es seien die Ehemänner von Krems ... in früheren Zeiten die allerfügsamsten, geduldigsten, in unentwegter Treue ergebensten gewesen und demnach geradezu sprichwörtlich geworden. Und hätten sich einstmals sogar zusammengetan zu einer Bruderschaft, des Zweckes, zu beraten, wie sie ihren Hausehren am besten gefällig und in allen Dingen untertänig sein möchten.

Simandlbruderschaft hieß die Vereinigung, schreibt sich Namens halber her von einem "gueten Gspan" Simon Handl, so in des sechzehnten Jahrhunderts erster Hälfte von seiner mannhaften und bitterbösen Gesponsin über Gebühr beherrscht und oftmals handgreiflich traktiert wurde, oder auch nach anderem Berichte von sieben Manndln, die als Muster dienstbarer Ergebenheit ihren Frauen die Herrschaft willig überließen, jeweils zu gegenseitiger Aufmunterung geduldigen Ertragens etwelcher ehelichen Leiden sich zusammenfanden und so denen Ehemännern ein leuchtendes Beispiel und Vorbild waren.

Nahmen demgemäß immer mehr Männer an den Zusammenkünften dieser Simandln teil und entstand so eine richtige Bruderschaft mit einem Vorsteher und einzuhaltenden Satzungen, und erhielten angehende Ehemänner, so sich um Aufnahme bewarben, Patente zugestellt mit Anweisung, wie sich ihren Frauen gegenüber ehrerbietig zu verhalten hätten.

Ein einziges dieser Patente oder Simandlbriefe ist durch des Schicksals Gunst vor der gefräßigen Zeit verschont geblieben und im Kremser Museum wohl aufbewahrt, ebenso ein in Erz geschnittener Siegelstock oder Petschaft, darstellend ein Männlein in der Hühnersteigen, davor die Fraue, mit der Rute drohend.

Die Sage weiß nicht, wie lange diese seltsame Bruderschaft bestanden, wann und ob welchen Ursachen sie aufgelöst ist worden. Mag sein, die Männer sind der Ansicht worden, man könne im Frauendienst des Guten auch zu viel tun, das Glück der Ehe beruhe nicht auf Herrschaft, sondern auf gegenseitiger Achtung und nie ersterbender Liebe.

Quelle: Wachausagen, Erzählt und allen Freunden der goldenen Wachau gewidmet von Josef Wichner. Krems an der Donau. [1920]. S. 87 - 88.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Lisa Lemberg, Jänner 2005.