DAS PELZWEIBL

Im Aisidl, einem Wald bei Drosendorf im Norden Niederösterreichs, ist das Pelzweibl zu Hause. Es ist klein und hat seinen Namen von seinem Überkleid, das es im Sommer und im Winter anhat. Das Volk erzählt, das Pelzweibl sei ein böser Geist, der die Leute in das Verderben locke.

Einmal ging ein Mann aus Drosendorf in der Nacht aus einem Nachbarorte nach Hause. Als er noch etwa eine Viertelstunde Weges von Drosendorf entfernt war, kam das Pelzweibl zu ihm und lockte ihn fortwährend, indem es sagte: "Geh mit, geh mit!" Der Mann erwiderte kein Wort und ging weiter, bis er zu einer Kapelle kam, die am Wege stand. Hier drehte er sich plötzlich um und gab dem Pelzweibl mit einem Knüttel mehrere tüchtige Hiebe auf den Kopf und sprang dann schnell durch die offene Tür hinein. In die Kapelle traute sich aber das Pelzweibl doch nicht hinein, und darum blieb es draußen und sagte nur: "Es ist dein Glück, daß du in die Kapelle hinein bist, sonst hättest du mir gehört!" und darauf verschwand es.


Quelle: Götter- und Heldensagen, Genf 1996, Seite 632