Der eingemauerte Türke.

An der Bezirksstraße von Maiersch nach Nonndorf (bei Horn) steht hinter Kotzendorf ein gemauertes Bildstöckl, das ist sehr breit und hoch und hat oben kleine Türme. Die Leute, die dort in der Nacht vorübergehen, haben schon öfters ein Klappern gehört wie von Gebeinen. Das ist aus dem inneren Hohlraum des Bildstöckls gekommen und an der Vorderseite oben, wo eine größere Öffnung ist, hat ein Totenkopf herausgeschaut. Das soll der Kopf von einem Türken sein, den sie vorzeiten dort eingemauert haben. Auf einer Steintafel steht eine ganz verwitterte Inschrift, die lautet: „Gott den Herrn sey Lob und Dank, daß Raab nun ist in der Christenhand. 29, März 1597".
(Friedrich Kuthmayer.)

Das Raaberkreuz bei Kotzendorf © Harald Hartmann

Das Raaberkreuz bei Kotzendorf
© Harald Hartmann, Mai 2009

Als die Türken Ende des 16 ..Jahrhunderts in Ungarn einfielen, drangen sie bis zur Festung Raab vor, die im Jahre 1594 in ihre Hände fiel. Die Festung war einer der Hauptstützpunkte gegen die Türken und die Nachricht von der Wiedereroberung der Stadt durch den Grafen von Schwarzenberg im März 1598 wurde überall mit dem größten Jubel aufgenommen. Ein kaiserliches Patent, von Rudolf II. am 25.4.1598 erlassen, ordnete an, "dass in Österreich allenthalben die Niedergefallenen Creuz und Marterseullen wieder aufgericht, die Geschedigien ausgebessert und zu Ewiger Gedächtnuss diese deutsche Carmina eingehauen werden sollen:
Sag Gott dem Herrn Lob und Dank
dass Raab ist kommen in der Christen Hand
Den 29. Martii im 1598 Jar."

Es wurden aus diesem Anlasse auch eigene Kreuze errichtet, von denen uns noch einige erhalten blieben.

Text und Relief am Text auf dem Raaberkreuz bei Kotzendorf © Harald Hartmann

Text auf dem Raaberkreuz bei Kotzendorf
darüber ein Tonrelief der Gnadenstatue von Maria-Dreieichen
© Harald Hartmann, Mai 2009

Quellen:
Quellen: Carl Calliano, Niederösterreichischer Sagenschatz, Bd. 5, S. 143 f., Wien 1936
F.Hula, Die Bildstöcke, Lichtsäulen und Totenleuchten Österreichs,1948