31. Die bucklige Häusler-Vettl.

Ich ging oft zu meinem Kameraden, dem Heindl Sepp. An einem kalten Wintertag, es hat gschneibt und gstöbert, besuchte ich ihn wieder; er saß im Pferdestall und auf der Futtertruhe brannte ein Ölfunzerl. Wir unterhielten uns über dies und das, dann begannen wir Karten zu spielen. Ich schaue auf einmal "ungefah" in die Höhe, da ist mir im Stall der Handlichi abgegangen. Erstaunt frage ich: "Horst, wo ist denn euer Braun?" Mein Freund hat sich von unserem Gspiel nicht abwendig machen lassen, sondern antwortet ruhig und selbstverständlich. "Den reit wieder d'Hex." –

Wir spielten weiter, doch ich war mit meinen Gedanken mehr beim Pferd als beim Kartenspiel. Auf einmal kommt das Pferd bei der offenen Stalltür herein, Über und über voll Foam, so weiß wie ein Schimmel, und stellt sich auf seinen Stand, wia wenn gar nix gwesen war. "Mein Spezl" sagte:"Jatzt is zwölfe, da bringt d'Hex das Ross zurück." "Wer ist sie denn, die Hex?" fragte ich verwundert und ein wenig gruselig. "Die wird sich morgen schon verraten, die kommt morgen und holt sich ein Salz."

Richtig. In der Früh kam die alte bucklige Häusler-Vettl und holte sich ein Salz. Da war es sicher, dass sie die Hexe war.

Direktor Leopold Klug, Pframa, (Handlichi = Handpferd, das rechte Pferd des Wagens, Foam = Schaum);

Quelle: Sagen, Schwänke und andere Volkserzählungen aus dem Bezirk Gänserndorf. Hans Hörler, Heinrich Bolek, Gesammelt von der Lehrerschaft des Bezirkes Gänserndorf 1951. Neuauflage 1967.
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