33. Die Hollerrippen.

In der Familie eines Hauses in Wagram a. d. Donau war eine Tochter, die nicht ganz geheuer war (soll heißen: die eine Hexe war). Bei der Wagramer Mühle steht heute noch ein alter Birnbaum, der der Sage nach mehrere hundert Jahre alt sein soll und auf dem die bösen Geister gehaust und die Hexen getanzt haben sollen. Einst hütete ein Bursche unter diesem Baum die Pferde, als die Hexen auf ihm ihren Unfug trieben. Die andern Hexen nahmen dem obenerwähnten Mädchen, das ja als Hexe unter ihnen weilte, eine Rippe heraus und "haben damit gestuckt" (das heißt: warfen damit Ball). Die Rippe fiel herunter und der Bursche hob sie auf. (Er war natürlich auch verhext, sonst hätte er sie nicht finden können.) Am nächsten Tage hat das Mädchen die Schafe herausgelassen und ist auf der Gasse stehengeblieben. Der Bursche ging vorüber und fragte: "Wie geht es dir mit der Hollerrippen?" (Die Hexen hatten dem Mädchen als Ersatz eine Holunderrippe eingesetzt.) Da fiel das Mädchen um und war mausetot. Der Bursche aber durfte sich abends nicht mehr blicken lassen.

Edgar Weyrich, Der politische Bezirk Floridsdorf-Umgebung. Wien-Leipzig-New York 1924, S. 111-112 (nach Steger), Wagram;

Quelle: Sagen, Schwänke und andere Volkserzählungen aus dem Bezirk Gänserndorf. Hans Hörler, Heinrich Bolek, Gesammelt von der Lehrerschaft des Bezirkes Gänserndorf 1951. Neuauflage 1967.
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